12. Tag: Dawson – Dempster Highway – Dawson

Der nächste Tag führte uns auf den Dempster Highway, auch als Yukon Highway 5 oder Northwest Territories Highway 8 bekannt) die einzige Straße die über den nördlichen Polarkreis in die am Polarmeer gelegene Stadt Inuvik führt. 736 km ist der Dempster Highway lang, davon sind 716 km ungeteerte Piste; 365 km fährt man ohne eine Ortschaft oder eine Tankstelle anzutreffen.

Der Highway beginnt 40 km östlich von Dawson an der „Dempster Corner“, wo er vom Klondike Highway abzweigt.

Der Bau wurde 1959 in Dawson begonnen und erst 40 Jahre später, 1979, wurde der Dempster Highway offiziel eröffnet.

Der Dempster Highway führte uns in den Tombstone Territorial Park bis hin zum informativen Visitorcenter, dem Tombstone Interpretive Centre. Von hier aus führen einige Wanderwege in die Berge; wir fuhren aber noch ein Stück weiter auf dem Dempster Highway, machten eine kleine Wanderung und picknickten bei grandioser Aussicht.


Übrigens, wer den Unterschied zwischen einer Wanderung und einem Spaziergang bisher noch nicht kannte: ein Spaziergang ist dann eine Wanderung, wenn man ein Sandwich dabei hat (Defintion – Tochter gr0ß, damals ca. 9 Jahre).


Erwähnenswert sind die Trucks, die dort vorbeirasen. Wenn man von weitem eine Staubwolke näherkommen sieht, sollte man möglichst weit, weit davon entfernt sein, sich ducken und hoffen, dass man überlebt, möglichst wenig Steine abbekommt und nur in eben jener Staubwolke verschwindet. Wenn denen etwas vor die Flinte kommt, haben sie keine Chance mehr anzuhalten – und versuchen es erst gar nicht.



Abends gingen einige von uns in das Downtown Hotel. Attraktion hier ist der Sourtoe Cocktail. Von 9 Uhr bis 11 Uhr abends, können die Leute Mitglied im Sourtoe Club werden, indem Sie eine Unze hochprozentigen Alkohol (>40%) kaufen, sich den Zeh in das Glas geben lassen und austrinken, wobei der Zeh die Lippen berühren muss.


Der erste Zeh soll von einem Goldgräber in den Zwanziger Jahren stammen. Mit einer Holzaxt soll er den abgefrorenen Zeh abgehakt und in Alkohol eingelegt haben. 50 Jahre später fand der Einheimische Captain Dick Stevenson den konservierten Zeh in einem Einmachglas und brachte ihn in den Sourdough Saloon, warf ihn in die Drinks und so war die Idee mit dem „Sourtoe Cocktail“ geboren.

 

Immer mal wieder geht ein Zeh verloren, sei es, dass er geklaut oder verschluckt wird, aber dank Spenden fehlt es nicht an Nachschub. Bisher sollen es zehn gespendete Zehen sein, einige nach Amputationen, andere wurden vererbt. Und groß sollen sie sein, die Zehen.

Der letzte Zeh ging 2013 verloren: ein Mann setzte das Glas an, verschluckte den Zeh, blätterte ohne Diskussion die 500 Dollar Strafe auf den Tisch und ging. Seitdem kostet ein verschluckter Zeh schon 2500 Dollar.

Es ist kaum zu glauben, welcher Andrang dort herrscht; die Wartezeit beträgt schätzungsweise eine Stunde um das Ekelzeug zu trinken und es ist wirklich jeder Typ Mensch dort zu finden, auch ältere Damen, denen ich es ehrlich gesagt nicht zugetraut hätte.

Ich war übrigens auch fest entschlossen den Sourtoeschnaps zu trinken – bis man mir sagte, er sei mumimifiziert und schwarz…was immer ich mir bis dahin vorgestellt hatte. Aber das Bild eines schwarzen Zehs an meinen Lippen hätte mich den Rest meines Lebens verfolgt.

 

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